Am Rande einer Wiese steht eine alte Steinmauer. Darin wohnt eine Familie lustiger Feldmäuse. Im Winter haben sie immer Körner aus der Scheune stibitzt, aber der Bauer hat die Scheune in diesem Herbst nicht mehr gefüllt. Nun müssen die Mäuse Vorräte sammeln, Körner, Nüsse und Stroh. Denn bald wird es Winter.
“Frederick, warum arbeitest du nicht?
“Ich arbeite doch. Ich sammele Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.”
“Und nun, Frederick, was machst du jetzt?”
“Ich sammle Farben, der Winter ist grau.”
“Träumst du, Frederick?”
“Aber nein, ich sammele Wörter. Es gibt viele lange Wintertage und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.”
In der Höhle ist es gemütlich warm. Die Feldmäuse kuscheln sich ins Stroh und knabbern Nüsse und Körner.
Aber bald ist alles aufgegessen. Die Mäuse frieren. Sie haben schrecklichen Hunger.
“Frederic, was machen deine Vorräte?”
“Macht die Augen zu. Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Schön warm und golden.”
“Und was ist mit den Farben, Frederick?”
“Seht ihr die roten Blumen? Seht ihr das grüne Gras? Seht ihr den blauen Himmel? All diese Farben sind in euren Köpfen.”
“Und die Wörter, Frederick?”
“Wer streut die Schneeflocken, wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter, wer macht es leis?
Wer bringt den Glücksklee im Juni heran?
Wer verdunkelt den Tag? Wer macht die Mondlampe an?
Vier kleine Feldmäuse wie du und ich, wohnen im Himmel und denken an dich.
Die erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen.
Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.”
Nach: Leo Lionni: „Frederick“